Tschammerpokal

Der Tschammerpokal, der zwischen 1935 und 1943 ausgetragen wurde, war der Vorläufer des heutigen DFB-Pokals. Das letzte Turnier wurde als Großdeutscher Fußballpokal ausgetragen und umfasste auch österreichische Mannschaften. Aufgrund des Zweiten Weltkriegs war das Finale von 1943 auch das letzte Pokalendspiel bis zur Einführung des DFB-Pokals im Jahr 1953.

Der Tschammerpokal erhielt seinen Namen von Hans von Tschammer und Osten, dem damaligen Reichssportführer und Initiator des Wettbewerbs. Tschammer und Osten führte verschiedene Fachämter für unterschiedliche Sportarten ein und legte fest, dass nur diese für die Ausrichtung von Meisterschaften und anderen Wettbewerben zuständig waren. Dadurch verloren die bestehenden Sportverbände, einschließlich des Deutschen Fußball-Bunds (DFB), fast ihre Bedeutung. Der DFB wurde 1940 formell aufgelöst und 1949 neu gegründet.

Hans von Tschammer und Osten strebte die Einführung eines deutschen Pokalwettbewerbs nach dem Vorbild des englischen FA Cups an, der bereits seit 1923 existierte. Am ersten Tschammerpokal im Jahr 1935 nahmen über 4.000 Mannschaften teil, wobei Vereine der höchsten Spielklassen zur Teilnahme verpflichtet waren. Die Vereine aus den Gauligen, den damaligen höchsten deutschen Fußballligen, stiegen in der Hauptrunde des Tschammerpokals ein, bei der noch 64 Mannschaften vertreten waren. Der 1. FC Nürnberg gewann das erste Finale des Tschammerpokals am 8. Dezember 1935 mit einem 2:0-Sieg gegen den FC Schalke 04 vor 60.000 Zuschauern im ausverkauften Düsseldorfer Rheinstadion.

Im folgenden Jahr verlor Schalke 04 das Finale gegen den VfB Leipzig, und 1937 gelang es Schalke erstmals, den Tschammerpokal zu gewinnen. Ab 1938 nahmen auch österreichische Vereine am Pokal teil, da Österreich zu dieser Zeit dem Deutschen Reich angeschlossen war. Der SK Rapid Wien gewann prompt das Finale gegen den FSV Frankfurt mit 3:1. Die österreichischen und deutschen Vereine spielten zunächst separate Ausscheidungsrunden aus.

Nur zwei Vereine konnten den Tschammerpokal mehrmals gewinnen: der 1. FC Nürnberg in den Jahren 1935 und 1939 sowie der Dresdner SC, der 1941 den Titel erfolgreich verteidigte. Unter den Spielern des Dresdner SC befand sich auch Helmut Schön, der später als Bundestrainer die deutsche Fußballnationalmannschaft zum Weltmeistertitel von 1974 führte. Der Dresdner SC wurde 1944 zum letzten gesamtdeutschen Deutschen Meister vor dem Ende des Zweiten Weltkriegs.

Der letzte Gewinner des Tschammerpokals war am 31. Oktober 1943 der First Vienna FC 1894 Wien. Im Finale besiegten die Wiener in der Stuttgarter Adolf-Hitler-Kampfbahn (heute Gottlieb-Daimler-Stadion, Heimstadion des VfB Stuttgart) den LSV Hamburg mit 3:2 nach Verlängerung. Dieses Spiel markierte das Ende des Tschammerpokals, und erst zehn Jahre später wurden nach der Einführung des DFB-Pokals wieder Pokalspiele ausgetragen.

Der Pokal wurde 1953 an den DFB zurückgegeben. Während des Krieges wurde er unter dem Bett des damaligen Vorsitzenden des Vienna Wien aufbewahrt und überstand die schwierige Zeit unbeschadet.

Hier sind die Sieger des Tschammerpokals

1935: 1. FC Nürnberg (2:0 gegen FC Schalke 04)
1936: VfB Leipzig (2:1 gegen FC Schalke 04)
1937: FC Schalke 04 (2:1 gegen Fortuna Düsseldorf)
1938: SK Rapid Wien (3:1 gegen FSV Frankfurt)
1939: 1. FC Nürnberg (2:0 gegen Waldhof Mannheim)
1940: Dresdner SC (2:1 n.V. gegen 1. FC Nürnberg)
1941: Dresdner SC (2:1 gegen FC Schalke 04)
1942: TSV 1860 München (2:0 gegen FC Schalke 04)
1943: First Vienna FC 1894 Wien (3:2 n.V. gegen LSV Hamburg)

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.


*